Geh in die Sackgasse: Was ich von J.K. Rowling gelernt habe 

Auf dieser Webseite frage ich die Erfahrensten und die Besten eines Faches nach ihrem Wissen und ihrer Weisheit. Aber auch woanders finden sich hilfreiche Lehren über gelingende Arbeit. Bei Schriftstellerin J.K. Rowling zum Beispiel.

Es gibt ein eigenes Genre im Internet, für das Schriftsteller und Autoren nach ihren besten Tipps und Anregungen für erfolgreiches Schreiben und Publizieren gefragt werden. Ich habe selbst mal meinen Teil zu dieser Inhalte-Welt beigetragen, indem ich, nun ja, Schriftsteller unter anderem nach ihren Schreibtipps befragte. Die Antworten waren meist höflich und nett und mitunter sehr erhellend, wie etwa hier von Eva Menasse. Manchmal aber klangen die Reaktionen auf meine Anfragemails auch recht genervt, was ich heute gut verstehe. Schriftsteller möchten gerne schreiben und nicht in erster Linie durch Schreibtipps auffallen. 

Harry Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling bringt diese Ermüdung in Anbetracht der vielen „Wie schreiben Sie?“-Anfragen in diesem Blogpost auf ihrer Website schön zum Ausdruck. Und um all den künftigen Anfragen den Boden zu entziehen, spricht sie entscheidende Punkte ein für alle mal an. Mir hat es gleich die Einleitung zu ihrem Text angetan. Hier der Auszug: 

„Ich habe keine zehn Regeln, die den Erfolg garantieren, obwohl ich versprechen kann, dass ich sie teilen würde, wenn ich sie denn hätte. Die Wahrheit ist, dass ich Erfolg hatte, als ich alleine in eine Richtung stolperte, die die meisten Leute für eine Sackgasse hielten und dabei alle Regeln der 1990er-Jahre in Bezug auf Kinderbücher durchbrach. Männliche Protagonisten sind unmodern. Internate sind ein Gräuel. Kein Kinderbuch sollte länger als 45.000 Wörter sein.“

Es kann also helfen, in die Nische zu gehen, in die entgegengesetzte Richtung zu blicken oder das Unwahrscheinliche zu versuchen. Daraus leitet sich keine wie auch immer messbare Erfolgswahrscheinlichkeit ab, mindestens aber die Chance auf ein bisschen Originalität. Und die wiederum ist zumindest ein guter Nährboden für Erfolg. Das erinnert mich auch gleich wieder an das Meisterstunde-Gespräch mit Roland Schulz, der die Idee zu seinem Buch „So sterben wir“ im letzten Kapitel eines 1400 Seiten-Wälzers im hinteren Winkel der Bibliothek der Medizinischen Fakultät der Münchner Universität fand. Im vergangenen Dezember wurde das Buch als Wissensbuch des Jahres 2019 ausgezeichnet.