Notiere morgens sechs Dinge, die du schaffen willst, ordne sie nach Wichtigkeit, und dann … : Was ich von Ivy Lee gelernt habe

Auf dieser Webseite frage ich die Erfahrensten und die Besten eines Faches nach ihrem Wissen und ihrer Weisheit. Aber auch woanders finden sich hilfreiche Lehren über gelingende Arbeit. Hier ein Exkurs zu Ivy Lee und seinem simplen Rezept für mehr Arbeitszufriedenheit. Zettel und Stift genügen.

Zur folgenden Erzählung gibt es unterschiedliche Versionen, in denen die Dialoge und die Zahlen ein bisschen unterschiedlich sind. Der Kern aber bleibt jedes Mal derselbe. Ich überliefere ihn hier in meinen eigenen Worten:

Der Kommunikationsfachmann Ivy Lee trifft vor gut hundert Jahren auf den Unternehmer Charles Schwab, damals Chef einer großen Stahlfabrik. Die Herren sprechen über Produktivität im Arbeitsleben. Lee sagt zu Schwab:

Ich kenne da einen Trick, der ist ganz einfach. Sie können ihn drei Monate lang ausprobieren und sich die Wirkung anschauen. Am Ende überweisen Sie mir als Honorar eine Summe, die Ihnen angemessen erscheint.

Charles Schwab schlägt ein und Ivy Lee bittet ihn, auf einem Blatt Papier die sechs wichtigsten Dinge zu notieren, die er am folgenden Tag machen muss. Schwab denkt nach und notiert sechs Arbeitsaufgaben. Dann kommt’s: Lee bittet Schwab, diese sechs Punkte nach Wichtigkeit zu sortieren. Charles Schwab denkt abermals nach und sortiert. Ivy Lee sagt:

Wenn Sie morgen ins Büro kommen, arbeiten Sie so lange am ersten Punkt dieser Liste, bis er erledigt ist. Ohne Unterbrechung und ohne jede Ablenkung. Dann widmen Sie sich dem zweiten Punkt. Ohne Ablenkung. Wenn auch der erledigt ist: Punkt drei. Und so geht es weiter. Am Ende des Tages schreiben Sie eine neue Liste für den nächsten Tag, auf der Sie wieder sechs Punkte notieren – jene, die noch offen geblieben sind und neue Arbeiten. Und so geht es weiter.

Das ist es schon. Das ist der Trick, mit dem man Tag für Tag die wichtigen Dinge geregelt bekommt. Dabei geht es gar nicht darum, alle Punkte abzuarbeiten und durchzustreichen. Es geht um die Gewissheit, sich den wesentlichen Arbeiten gewidmet zu haben. Die dauern, so lange sie dauern. Für die anderen war dann eben kein Platz mehr.

Ich selbst verwende die Methode in einer faulen Abwandlung. Jeden Abend oder morgen denke ich an drei Dinge, die ich auf jeden Fall an diesem bestimmten Tag hinbekommen will. (Sechs sind mir ein bisschen zuviel und man hat ja auch nicht dauernd Zettel und Stift zur Hand.) Drei kann ich mir merken. Die kann ich gedanklich auch noch gut in eine Reihenfolge bringen. Das scheint mir ohnehin der zentrale Kniff der Ivy Lee-Methode: Man muss überlegen, was einem wichtig ist. Sonst rutscht man in den Ablenkungsstrudel.

Charles Schwab, so geht die Legende, schickte Ivy Lee drei Monate nach diesem Beratungsgespräch einen Scheck über 25.000 Dollar (andere Quellen sprechen von 40.000 Dollar). Er hatte den Trick mit der Sechspunkteliste seinen Managern weitergegeben und war, so heißt es, mit den Ergebnissen hochauf zufrieden.

Hinweis: Der Mann hinter diesem Link hat all die Versionen zusammengetrogen, die es zur Ivy Lee-Methode gibt. James Clear hat die wahrscheinlichste Variante aufgeschrieben.