Denk an die Halme, wenn du dich konzentrieren willst: Was ich von Dirk Nowitzki gelernt habe

Auf dieser Webseite frage ich die Erfahrensten und die Besten eines Faches nach ihrem Wissen und ihrer Weisheit. Aber auch woanders finden sich hilfreiche Lehren über gelingende Arbeit. Im Feuilleton der SZ zum Beispiel – beziehungsweise vor dem Basketballkorb.

Vergangenen Samstag habe ich die Süddeutsche Zeitung aufgeschlagen und im Feuilleton eine ausführliche Geschichte über das Buch „The Great Nowitzki“ gelesen, für das der Schriftsteller Thomas Pletzinger den Ausnahmebasketballer Dirk Nowitzki begleitet hat. Sieben Jahre lang, immer wieder. Der Text beschreibt eine Szene, in der Nowitzki nach einem langen Tag mit Fotoshootings noch einsam in einer Arena trainiert. Sein Coach Holger Geschwindner wirft ihm die Bälle zu, aber irgendwie klappt nix. Nowitzki flucht und kriegt den Kopf nicht gerade. Da wendet Geschwindner einen Trick an:

„Jetzt fragt Geschwindner, wie sich die Weizenfelder Kirgisiens in Tschingis Aitmatows ,Dshamilja’ bewegen, während er passt, und Dirk weiß werfend die Antwort, er beschreibt den Wind in den Halmen, das Wiegen und Wogen über den Hügeln, die Farben und Formen und Weizenspelzen.“

Diese Gedanken und selbst formulierten Beschreibungen leiten Nowitzki in die Konzentration, führen ihn zurück auf das Wesentliche. Die Szene wirkt wie eine eingeübte Schnellmeditation, ein Kniff, ein Handwerkszeug, das dazu angetan ist, einen Menschen in Sekundenschnelle zu erden.