Zur Pflege braucht es parallel die Selbstpflege: Was ich von Schwester Liliane Juchli gelernt habe

Ein sinnvolles Leben entsteht, wenn wir für jemand und für etwas da sind: Das sagte mir Ordensschwester Liliane Juchli vergangenes Jahr im »Meisterstunde«-Gespräch. Am 30. November 2020 starb sie im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung.

In den ersten Nachrufen wird Schwester Juchli als »Pionierin der Krankenpflege« beschrieben – unter anderem verfasste sie ein Pflegehandbuch, das mehr als eine Million mal verkauft wurde. (Viele sprachen nur von der »Juchli-Bibel«.) Noch im Alter empfing sie Menschen zum Gespräch, hörte zu und gab Rat, der sich aus ihren Erfahrungen ableitete. Juchli schlitterte mit dem Schreiben ihres Lehrbuches in eine Erschöpfungsdepression, die ihre Arbeit verändern sollte. Ich fragte Sie danach und sie antwortete unter anderem dies hier:

»Man kann krank werden, wenn zu wenig Resonanz da ist. Der Mensch braucht Lob. Er braucht die Bestätigung: Was du machst, ist gut. Diesen Satz auch mal auszusprechen war vor 30 Jahren noch nicht so üblich. (…) Das Wort Selbstpflege war damals außerdem noch kein Thema. Zur Pflege braucht es parallel die Selbstpflege. Das habe ich später auch in mein Pflegebuch geschrieben. Das konnte ich nur verbreiten, weil ich es selbst erfahren habe.«