Was wir aussparen, macht unser Leben reicher: Was ich von Rolf Dobelli gelernt habe

Auf dieser Webseite frage ich die Besten eines Faches nach ihrem Wissen und ihrer Weisheit. Aber auch viele Kollegen spüren hilfreiche Lehren über gelingende Arbeit auf. Zum Beispiel Daniel Rettig von der Wirtschaftswoche.

 

Der Schrifsteller und Unternehmer Rolf Dobelli sagt: Versuche, die negativen Gefühle auszublenden 

Für die Wirtschaftswoche sprach Daniel Rettig schon vor einiger Zeit mit dem Unternehmer und Bestseller-Autor Rolf Dobelli. Ein Interview, von dem man aber wirklich lange zehrt. Dobelli ist Verfechter der sogenannten News-Diät: Er spart sich das tägliche Verfolgen von Nachrichten und liest lieber Bücher oder Monatstitel. Man verpasse dennoch nichts, sauge weniger schlechte Laune in seinen Kopf und schärfe den Blick für das Wesentliche:

F: Herr Dobelli, was macht ein gutes Leben aus? A: Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ich kann Ihnen aber sagen, was ein gutes Leben verhindert. F: Und zwar? A: Vereinfacht gesagt geht es darum, dem ganzen Blödsinn aus dem Weg zu gehen, anstatt nach ultimativer Glückseligkeit zu streben. Nicht was Sie hinzufügen, macht ein Leben reich, sondern was Sie aussparen.

(…)

F: Aber ansonsten boykottieren Sie alle Tageszeitungen? A: Ja. F: Und Sie lesen keine Nachrichtenseiten im Internet? A: Nein. F: Aber dann bekommen Sie ja gar nichts mit. A: Na und? Ich kann ohnehin nichts ändern. F: Regen Sie sich niemals auf? A: Doch, natürlich, aber ich versuche, negative Gefühle auszublenden. Die griechischen Philosophen nannten diese Fähigkeit Ataraxie, was so viel heißt wie Gemütsruhe und Gleichmut. F: Ist Nachrichtenkonsum nicht notwendig, um Stimmungen mitzubekommen? A: Was soll daran so wichtig sein? F: Wenn Sie wichtige Themen gar nicht mitbekommen, schreiben Sie womöglich Bücher über Themen, die niemanden interessieren. A: Ich schreibe nie für den Markt, sondern immer über Themen, die mich interessieren. Bei „Die Kunst des klaren Denkens“ suchte ich ein Buch, das diese Themen in einer Art Enzyklopädie zusammenfasst. Das gab es aber nicht, also hab ich es selber geschrieben. Vor ein paar Jahren fragte ich mich, wie eigentlich ein gutes Leben gelingt – also bin ich wieder auf die Suche gegangen. F: Und dann sagten Sie sich: Nachrichten brauche ich nicht? A: Ja. Sie stören meinen Seelenfrieden, denn die meisten Nachrichten sind nun mal negativ. Außerdem empfinde ich sie als Zeitverschwendung. Da lese ich lieber ein gutes Buch, schreibe, spiele mit meinen Söhnen oder denke nach. Man hat weniger Stress und mehr Ruhe.